Die aktuelle Lage und Entwicklung von Nürtingen war Thema bei der Jahreshauptversammlung der SPD
Kinder sprächen die Wahrheit, sagt ein altes Sprichwort. Vielleicht aber auch Kinderbücher. Jedenfalls hatte Oberbürgermeister Dr. Fridrich ein Kinderbuch mit dem Titel „Tigermut tut gut“ dabei. Und Mut, das gehört zur Wahrheit, brauchte es bei manchen lokalpolitischen Entscheidungen, die Fridrich auf der gut besuchten Jahreshauptversammlung der Nürtinger SPD erläuterte.
Im ersten Teil der Jahreshauptversammlung stand ein Austausch mit OB Fridrich an. In einem gedanklichen Rundgang wurde Nürtingen analysiert und die Entwicklungen festgehalten. Man sieht auch bei uns, dass sich etwas tut. Fridrich sprach mit uns viel über die Stadtentwicklung.
Das galt ganz besonders für sein „Lieblingsprojekt“, wie er es bezeichnete: den Nürtingen Stadtbalkon. „Da entsteht etwas“, freute er sich und verwies auf die neuen Lokale und die Umbaupläne. Nicht nur die Idee der „Stadt am Fluss“ sieht er hier verwirklicht. Er denkt schon weiter, indem er in dem Projekt bereits den „Beginn einer autoreduzierten Stadt“ sieht. Er könne sich gut vorstellen, dass später ein Elektrobus von den etwas weiter weg gelegenen Parkplätzen in die Innenstadt fährt.
Spannend ist für ihn auch, was bei der Bürgerbeteiligung („Schwarmintelligenz besser erfassen“) zur Entwicklung des Wörthareals herauskommt. „Wir brauchen Grünflächen und Bänke“, fordert er, man müsse den Neckar, wie eben auch beim Stadtbalkon, „erlebbar machen“. Überhaupt schlägt sein Herz fürs Grüne: Wo es möglich ist, sollen – trotz der hohen Kosten – Bäume gepflanzt werden. Vielleicht lasse sich auch ein Fond auflegen, in den Bürgerinnen und Bürger dafür Geld einzahlen könnten. Und dann eine Vision: Eine Radfahrer- und Fußgängerbrücke über die B 313 zum Galgenberg: „Die ist absolut notwendig.“
Aber zunächst gelte es, so Fridrich ganz realpolitisch, erst einmal eine Sache fertigzumachen: die Östliche Bahnstadt. Bezahlbarer Wohnraum und nachhaltiges Bauen steht da bei ihm im Vordergrund. Dann könnten weitere Bauprojekte angegangen werden, zum Beispiel die „Alte Ziegelei“. Und er sieht wie die SPD in einer städtischen Wohnbaugesellschaft eine Möglichkeit den benötigten Wohnraum zu schaffen. Auch im Hinblick auf die Unterbringung von Geflüchteten. „Das ist eine Daueraufgabe“, stellt er nüchtern fest, „und es ist unsere verdammte Pflicht, sich um diese Menschen zu kümmern.“
Noch viele weitere Punkte hat Fridrich angesprochen und ist in der sich anschließenden langen Diskussion auf viele Fragen eingegangen: die Verkehrssituation und den Fahrradbeauftragten, den ÖPNV und die Parkhaussituation, das Hölderlinhaus („Bildung für alle ist zentral.“), das neue „Nürtinger Tor“, den Leerstand von Ladenlokalen („Ich bin da gar nicht unerfolgreich.“), die Situation der Kitas und der Schulen („Schule ist Pflichtaufgabe“) und die Energieversorgung. „Wir haben eine tolle Stadt“, bilanzierte Fridrich und dankte der Nürtinger SPD für ihren Einsatz für die Stadt, insbesondere für den von ihr ins Leben gerufenen „Altstadtkreis“ sowie für die Unterstützung bei der Schaffung der Mobilitätszentrale im Nürtinger Bahnhof.
Im zweiten Teil der Jahreshauptversammlung berichtete die Vorsitzende Bärbel Kehl-Maurer über die vielen Aktivitäten und Gespräche, die bereits in diesem Jahr stattfanden und überall auf ein positives Echo stießen. Unter anderem gabes Treffen mit dem Mensaverein des MPG, mit dem Stadtjugendring und dem Jugendhaus und mit dem Roßdorfer Bürgerausschuss. Auch beim Welthaus-Projekt ist die Nürtinger SPD aktiv, indem sie einen Anteil gezeichnet hat. Anschließend berichtete Martin Medla über die Tätigkeiten der Jusos, die sich in der Region neu organisiert haben. Auch sie legen Wert auf Gespräche und Kontakt mit möglichst vielen Organisationen und Einzelpersonen. Ihr Ziel: Mehr Jusos in die Gemeinderäte bringen. „Wir fühlen uns wohl hier in der SPD“, betonte er.
Natürlich mussten auch einige Formalien erledigt werden. Nach dem Kassenbericht und der Versicherung der Kassenprüfer, dass alles ordnungsgemäß verwaltet wurde, wurden die Kassiererin und anschließend der gesamte Vorstand ohne Gegenstimmen entlastet.