Die Nürtinger SPD ist erschüttert über den plötzlichen Tod ihres Fraktionsmitglieds Thomas Kreß. 2004 wurde er zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt; in die SPD war er schon früh, 1988, eingetreten. Als Gemeinderat widmete sich Thomas Kreß vor allem Themen, die Jugendliche betreffen. Deshalb fand er auch seinen Platz im Sozial- und Kulturausschuss, dem er die ganzen Jahre über angehörte. Die Jugendagentur in der Bahnhofstraße hat er mit auf den Weg gebracht. Lange Jahre gehörte er auch dem Verkehrsausschuss an, der unsichere Stellen im Straßenverkehr oder geplante Neu- oder Umbauten begutachtete.
Auch beruflich hatte Kreß als Diakon der Evangelischen Landeskirche die meiste Zeit mit jungen Menschen zu tun. 1989 fing er in Nürtingen an, sein Arbeitgeber war die Evangelische Kirchengemeinde. Im Stadtjugendwerk nahm er verschiedene Aufgaben wahr: Er organisierte den Jugendtreff „Big Bang“ in der Innenstadt, leitete den offenen Jugendtreff im Evangelischen Jugendhaus in der Steinenbergstraße. Im Roßdorf baute er den offenen Jugendtreff „Pegasus“ im Stephanushaus auf. Seine Jugendarbeit, vor allem mit Spätaussiedler-Jugendlichen, die heute selbst aktive Familienväter sind, ist legendär. Viele Jahre leitete er das Ferienlager (Fela) bei der Versöhnungskirche, dessen lockeren Charakter er durch seine kommunikative Art prägte.
Sehr am Herzen lagen ihm auch die Fahrten mit den Jugendlichen zu den ökumenischen Jugendtreffen nach Taizé. Weitere Aufgaben fand er in der Schulsozialarbeit. In seiner Freizeit fand er Freude an der irischen Folklore, und in der wärmeren Jahreszeit war er gerne mit seiner Harley-Davidson-Maschine unterwegs.
Mit großem Engagement nahm Thomas Kreß seine Aufgaben wahr. Es war ihm ein Anliegen, mit jungen Menschen zu arbeiten – und zu natürlich auch zu feiern. Wegbegleiter berichten, dass er unglaubliches Geschick besessen habe, auf Jugendliche zuzugehen, die andere Menschen nicht mehr erreichten. Seine ganze Kraft und Kompetenz hat er in echter christlicher Nächstenliebe in die Jugend investiert.
Sein Einfühlungsvermögen, wenn er auf Menschen zuging, kam ihm auch bei seinen letzten beruflichen Stationen zugute. Im Auftrag des Vereins Heimstatt in Esslingen kümmerte er sich um Menschen, die obdachlos waren oder denen die Obdachlosigkeit drohte. Hier leistete er wertvolle Präventionsarbeit und half ihnen, aus ihren individuellen, aber stets schweren Umständen herauszukommen.
Die letzten Jahre seines Lebens kämpfte er gegen die Folgen einer missglückten Magenverkleinerung, der er sich in Tübingen unterzogen hatte. Trotz der vielen Krankenhausaufenthalte war es ihm wichtig, die Aufgaben als Stadtrat wahrzunehmen und sich für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Nürtingen einzusetzen. So beteiligte er sich auch in den letzten Monaten beim Erstellen des Kommunalwahlprogramm der SPD Nürtingen. Nun ist Thomas Kreß während eines Reha-Aufenthalts der jahrelang zunehmenden Schwächung seines Allgemeinzustands erlegen. Wir trauern mit seiner Frau Iris Herbst, die bis zum letzten Sommer Schulleiterin an der Roßdorfschule war.