NÜRTINGEN. (we) Bezahlbare Wohnung – für viele Menschen ein Traum. Die Nürtinger SPD hat sich des Themas angenommen und fordert eine Städtische Wohnungsbaugesellschaft. OB Heirich hat dazu auf einer Mitgliederversammlung berichtet. Wenn bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird, kann das dazu beitragen, die Politikverdrossenheit zu verringern.-

Kann eine Städtische Wohnungsbaugesellschaft dazu beitragen, den Traum von einer bezahlbaren Wohnung zu verwirklichen? Oberbürgermeister Heirich sieht das so. Er kann sich dabei auf Beispiele anderer Kommunen berufen, die mit einer solchen Einrichtung gute Erfahrungen gemacht haben. In den letzten Jahrzehnten seien zwar neue Wohnungen in Nürtingen gebaut worden, aber meist preislich im oberen Bereich. „Wir brauchen Wohnungen in jedem Segment“, stellt er fest. Man habe gesehen, dass man die Frage erschwinglichen Wohnraums nicht dem Markt überlassen dürfe.

Erschwerend komme hinzu, dass es einen deutlichen Trend gebe, wieder verstärkt in die Städte zu ziehen – Stichwort „Re-Urbanisierung“. Ländlichen Gebieten fehle mehr und mehr eine zuverlässige Infrastruktur. Außerdem seien in Nürtingen in den letzten Jahren rund 1500 Arbeitsplätze geschaffen worden, und da wachse der Druck, am Arbeitsort Wohnraum anzubieten. Da aber sowohl die Privatwirtschaft als auch Baugenossenschaften eher am Bau teurerer Wohnungen interessiert seien, müsse „die Stadt ihrer sozialen Verpflichtung nachkommen“ und das „Grundbedürfnis auf Wohnen gewährleisten“.

Eine Städtische Wohnungsbaugesellschaft wolle und könne auch auf die Fördermittel zugreifen, die die Bundesregierung jetzt verstärkt für den Sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stelle. Die Stadt müsse nur einen überschaubaren jährlichen Betrag beisteuern und würde die städtischen Grundstücke samt Wohnraum in die neue Gesellschaft, die als GmbH laufen würde, einbringen. Natürlich berge ein solches Projekt auch Risiken wie eine ungünstige Zinsentwicklung oder Hindernisse durch Bebauungspläne. „Man braucht einen langen Atem“, so Heirich, aber man könne durch eine solche Maßnahme auf etwas für den sozialen Frieden im Lande tun.

In der lebhaften Diskussion wurden noch viele Fragen gestellt, die teilweise sehr ins Detail gingen.  SPD-Stadtrat Michael Medla brachte die Angelegenheit auf den Punkt: Der Gemeinderat muss sich entscheiden, ob die Stadt aktiv am Wohnungsbau teilnehmen solle oder nicht. Er befürwortet ein solches Engagement, weil eine Städtische Wohnungsbaugesellschaft auch bei anderen sozialpolitischen Themen wie altersgerechtem Wohnen Aufgaben der Stadt mit übernehmen könne. SPD-Fraktionschefin Bärbel Kehl-Maurer und andere Teilnehmer wiesen nachdrücklich darauf hin, dass bezahlbares Wohnen auch die Politikverdrossenheit in vielen Kreisen der Bevölkerung verringern könne. Wer sich diesem Gedanken verweigere, schüre die soziale Unzufriedenheit.