Jung, engagiert und kompetent – so präsentierte sich Sebastian Schöneck beim SPD-Sommerfest in Nürtingen. Schöneck ist Kandidat der SPD im Nürtinger Wahlkreis für die Landtagswahl im nächsten Jahr. Endlich hat Thaddäus Kunzmann von der CDU einen ernsthaften Konkurrenten, der ihm beim Thema Bildungspolitik weit voraus ist.
Schöneck legte deshalb auch auf dieses Thema, das gerade in Nürtingen diskutiert wird, seinen Schwerpunkt in seiner Vorstellungsrede. Dabei kann er aus eigener Anschauung – er wohnt in Frickenhausen – über die Gemeinschaftsschule in Frickenhausen berichten, die im jetzt beginnenden Schuljahr bereits dreizügig geworden ist. Es ist eine Abstimmung mit den Füßen, und es ist eine Frage der Zeit, wie lange es sich Nürtingen als Schulstadt noch leisten kann, in puncto Gemeinschaftsschule das Feld den Nachbargemeinden zu überlassen.

Rede von Sebastian Schöneck:

Liebe Nürtingerinnen, liebe Nürtinger,
vielleicht mögen manche von ihnen überrascht sein. Aber nein, Sie befinden sich nicht im Film Benjamin Button, wo der Hauptakteur jünger statt älter wird. In der Tat bin ich der Landtagskandidat für die SPD hier in Nürtingen. Ich möchte Ihnen in den folgenden Minuten mich und meine Motivation kurz vorstellen. Lassen Sie sich überzeugen, dass es im Landtagswahlkampf im kommenden Frühling nicht um langweilige Frage schwarz oder grün geht – Sie werden sehen, dass dieser Landtagswahlkampf mit Sebastian Schöneck und der SPD einiges mehr an Spannung verspricht.
Zu meinem persönlichen Hintergrund. Ich wohne in Linsenhofen in der Gemeinde Frickenhausen und bin als Teilortkind qua Herkunft gewöhnt, mich zu behaupten. Hier in Nürtingen bin ich am Hölderlin-Gymnasium Nürtingen zur Schule gegangen. Es ist dort ja fast schon eine Selbstverständlichkeit sich über den Unterricht hinaus im Schulleben zu engagieren. Ich war als Klassensprecher in der SMV und als Chefredakteur der mit reichlichen Preisen versehenen Schülerzeitung „Spongo“ aktiv. Nach meinem Abitur 2010 habe ich in Tübingen Politikwissenschaft und Geschichte studiert. Den anschließenden Masterstudiengang „Demokratie und Regieren in Europa“ werde ich im nächsten Semester mit meiner Masterarbeit abschließen. Das letzte Jahr hat mich dabei für einige Monate als Praktikant ins Staatsministerium zur Stabsstelle für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung und in das Europabüro der Baden-Württembergischen Kommunen in Brüssel geführt. Beides waren sehr faszinierende Praktikumsstellen, in denen ich viel gelernt habe.
Ich habe vor rund 7 Jahren angefangen mich politisch einzumischen, weil ich etwas für meinen Heimatort Linsenhofen und unsere Gemeinde Frickenhausen bewegen wollte. 2009 wurde ich dort in den Ortschafts- und Gemeinderat gewählt wurde. Schnell habe ich bemerkt, was für großartige Möglichkeiten ein solches Mandat eröffnen. Etwa, als es gelang, das Jugendforum in Frickenhausen auf die Beine zu stellen. Oder als wir es geschafft haben, in Frickenhausen eine Gemeinschaftsschule einzurichten. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich bei den letzten Kommunalwahlen 2014 zum SPD-Stimmenkönig gewählt wurde. Und das wohlgemerkt auf einer SPD-Liste, die in Frickenhausen mit 33 Prozent eines der besten sozialdemokatischen Ergebnisse im Landkreis erzielen konnte.
Wie viele von Ihnen komme ich ursprünglich aus dem Ehrenamt. Ich war lange Zeit im TSV Linsenhofen – auch als aktiver Fußballer – engagiert und bin es heute noch in der evangelischen Kirchengemeinde. Darüber hinaus galt für mich aber stets: in einem demokratischen Staat zu leben, ist eine Verpflichtung. Und ich habe das als sehr politisch denkender Mensch immer schon als eine persönliche Verpflichtung wahrgenommen. Insofern ist diese Kandidatur für den Landtag nur konsequent.
Bei der Landtagswahl im März kommenden Jahres werde ich 25 Jahre alt sein. Die Frage ob das nicht zu jung ist – reden wir nicht darum herum -, liegt manchen sicherlich auf der Zunge. Ich glaube aber: Alter an sich ist keine relevante Kategorie. Erfahrung, ja das ist sicherlich ein Kriterium. Und natürlich ist offensichtlich: nein, ich bringe keine große Lebenserfahrung mit. Inzwischen durchaus sechs Jahre aktiver politischer Erfahrung im Mandat, aber einen reichen Erfahrungsschatz an Lebensweisheiten keinesfalls.
Doch für mich war immer klar, dass politisches Engagement nicht ein exklusives Anrecht weißer Männer oder gesellschaftlich honoriger Persönlichkeiten ist. Eine lebendige Demokratie lebt vom Wettstreit der Ideen – und kluge politische Konzepte zu entwickeln ist keinesfalls eine Frage des Alters oder des gesellschaftlichen Standes. In diesem Sinne bin ich überzeugt, dass ein gutes Parlament, ein starker Landtag, viele verschiedene Lebensperspektiven abbilden muss. Es ist kein Fehler, wenn dort von ganz jung bis ganz alt alle vertreten sind. Und entsprechend ist diese Kandidatur auch ein Signal an meine Altersgenossen: es ist nur dann unsere Demokratie, wenn wir sie auch mit Leben füllen! Wer mich kennt, weiß, dass ich ein durch und durch politischer Kopf bin. Ich glaube im Wettstreit der politischen Ideen meinen Beitrag leisten zu können – gerade durch frische, unverbrauchte Ansätze.
In diesem Sinn möchte ich bewusst hier in Nürtingen Stellung zum umstrittenen Thema Bildungspolitik beziehen. Es gibt mit der Familienpolitik, der Sozial- und Wirtschaftspolitik viele weitere spannende Landesthemen, aber bei so einem Sommerfest kommt es drauf an, dass man mit einander ins Gespräch kommt. Deshalb will ich Sie mit meiner Rede nicht allzu lang vom Gespräch abhalten, nützen sie gerne später die Gelegenheit nachzuhaken.
Lassen Sie uns gemeinsam mit einem alten und oft gebrauchten Vorwurf der CDU auseinandersetzten, wir würden insbesondere mit der Gemeinschaftsschule eine ideologische Politik der Gleichmacherei betreiben.
Also: Warum machen wir das Ganze? Wir haben die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg nicht eingeführt, weil wir glauben, Strukturen einreißen zu müssen. Die Menschen im Land haben ja die Nase eigentlich voll von der Strukturdebatte. Aber das dreigliedrige CDU-Schulsystem hat sich schlicht selbst überlebt. Vergessen wir nicht: die dramatisch sinkenden Anmeldezahlen der Hauptschule hatten weit vor 2011 eingesetzt. Die CDU ignorierte das zuerst und versuchte dann selbst durch die Um-Etikettierung der Hauptschule in „Werkrealschule“ den Trend erfolglos zu bremsen. Ohne Zweifel, die Abschaffung der Grundschulempfehlung war ein sehr radikaler Schritt – aber es ist falsch zu behaupten, dass wir erst damit das dreigliedrige Schulsystem beendet hätten. Schon als ich 2009 ich zum ersten Mal in den Gemeinderat in Frickenhausen gewählt wurde, diskutierten wir über die Zukunft unserer Hauptschule.
Der wahre Grund für das Sterben der Hauptschulen liegt doch darin, dass durch das Aussortieren nach der Grundschule die Kinder zu Verlieren abgestempelt wurden, die es nicht auf die anderen Schularten geschafft haben. Dass angesichts der immer weiter wachsenden Anforderungen des Arbeitsmarktes der solide Hauptschulabschluss immer mehr an Vertrauen bei den Unternehmern verloren hat, braucht uns nicht zu wundern. Wir wollen mit der Einführung der Gemeinschaftsschulen und der regionalen Schulentwicklung genau diese Probleme überwinden. Mit einem neuen integrativen pädagogischen Konzept, das auf Stärkung der Selbstverantwortung basiert, öffnen wir einen zusätzlichen Kanal zur optimalen Förderung aller Schüler unabhängig vom Elternhaus.
Mittelfristig ist es unser Ziel, ein Schulsystem zu schaffen, das auf der einen Seite eine integrierte Säule aus Gemeinschaftsschule und Realschule, die über die beruflichen Gymnasien nach neun Jahren zum Abitur führt und auf der anderen Seite das klassischen G8-Gymnasium vorsieht. So ist unabhängig von der ursprünglichen Säulenwahl für jeden – wenn es die eigenen Leistungen zulassen – der Weg zu Abitur möglich. Gleichzeitig kann aber auch jeder Schüler passend zu seinen Fähigkeiten einen anderen Abschluss, sprich den Hauptschulabschluss oder die mittlere Reife und dann eine Berufs-Ausbildung wählen. Der große Vorteil: Das ist dann eine bewusste, positive Entscheidung und basiert nicht mehr auf einem Zwang, der zehn-, elfjährige Kinder auseinander dividiert. Die Betriebe werden über mehr und stärker motivierte Auszubildende froh sein. Von einem gut austarierten Schulsystem, das allen Schülerinnen und Schülern gerecht wird, profitiert am Ende die ganze Gesellschaft. Dieser Umbau ist daher höchst pragmatisch, man könnte auch sagen „gesunder Menschenverstand“ – von dem die CDU ja immer glaubt, einen Alleinvertretungs-Anspruch zu haben.
Der Vorwurf der Gleichmacherei läuft deshalb ins Leere. Ich empfehle jedem, der derartig geharnischt in den Wahlkampf zieht, sich eine Gemeinschaftsschule von innen anzuschauen: Das Konzept fußt ja gerade darauf, die Förderung dem jeweiligen Leistungsniveau anzupassen – sprich Schwächen zu schwächen und Stärken zu stärken. Es macht mich daher traurig, wenn sich Herr Kunzmann rühmt „so wenig Gemeinschaftsschulen wie möglich im Wahlkreis zugelassen zu haben“. Ich erlebe in Frickenhausen, dass eine Schule, die vor drei Jahren mit vierzehn Anmeldungen kurz vor dem Aus stand, nun im neuen Schuljahr wieder dreizügig ist. Ich weiß aus persönlichen Gesprächen: Das pädagogische Konzept überzeugt Lehrer, Eltern und Schüler. Im Gespräch hat mir die stellvertretende Rektorin von der neuen Atmosphäre in der Schule vorgeschwärmt und eine Lehrerin zitiert, die sagte: „ich will nicht wieder zurück zum alten System“! Die Gemeinschaftsschule ist ein Erfolgsmodell.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Niemand in der SPD will die Realschule oder das Gymnasium herabsetzen, keiner hat ein Interesse daran. Gerade ich, der das Glück hatte, den elitärsten Bildungsweg zu genießen, am allerwenigsten. Uns geht es mit der Ergänzung durch die Gemeinschaftsschule gerade um ein integriertes Schulsystem, das sowohl Exzellenz, als auch bildungsschwache Kinder optimal fördert. Deswegen sind Gymnasium und Realschule unabdingbare Bestandteile unseres Konzeptes. An diesem Punkt wäre es so wichtig gewesen, parteiübergreifend eine Vereinbarung über die groben Linien der weiteren Entwicklung zu erzielen. Alle Parteien betonen ja immer, dass Lehrer und Schüler endlich Ruhe und Gewissheit verdienen. Die FDP, das muss man den Liberalen lassen, waren zu Gesprächen über einen Schulfrieden bereit. Die CDU lehnte das rundweg ab. Ich denke, das spricht für sich.
Dass die CDU beharrlich das Gegenteil überall im Wahlkreis erzählt, zeigt, dass in dort immer noch in den alten Kategorien gedacht wird, die den Bildungserfolg hauptsächlich vom Elternhaus abhängig machen. Mit dem Schüren von Verteilungs- und Statusängsten, mit dem Ausspielen der einen Schulart gegen die andere, leistet man einer zementierten Gesellschaft Vorschub, in der keine freie Entfaltung von Chancen und Leistungen ermöglicht werden. Und Mitglieder dieser Partei diffamieren andere als blinde Ideologen. Das ist doch ein rhetorischer Bumerang! Und seit wann ist es etwas schlechtes, dass eine Regierung die Dinge anpackt, die sie vor der Wahl versprochen hat? Es ist demgegenüber schade, dass man in der CDU versucht eine unfertige Teilstudie der Universität Tübingen, die nie für das Kultusministerium gedacht war, zu einem Skandal zu stilisieren. Oder in der Presse eine angebliche Bevorzugung der Gemeinschaftsschule bei der Zuweisung von Ergänzung zu beklagen, was aber letztlich auf der prozentualen Veränderung der Zuweisungen basiert, bei der sich die Zunahme schlicht aus der steigenden Zahl an Gemeinschaftsschulen ergibt. Gerade in solchen Winkelzügen meine Motivation begründet liegt. Liebe Nürtingerinnen und Nürtinger, ich möchte anders Politik machen!
Ich möchte für eine Politik streiten, die nicht aus einer utopischen Zukunftsvision, sondern aus den realen politischen Gegebenheiten im „Ländle“ entspringt. Denn wir wissen doch alle um die demographische Situation auch bei uns in Baden-Württemberg. Es ist daher unbedingt notwendig, dass wir das Thema Chancengerechtigkeit ernst nehmen. Gerade eine Leistungsgesellschaft wie die unsere basiert darauf, dass jede und jeder unabhängig von der sozialen Herkunft die Chance erhält, das bestmögliche aus seinen Fähigkeiten zu machen. Denn darauf fußt langfristig schlicht die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, unser wirtschaftlicher Erfolg und damit auch der hohe Lebensstandard den wir in Baden-Württemberg genießen.
Wir können es uns nicht leisten das Potential junger Menschen brach liegen zu lassen, weil sie aus einem bildungsfernen Elternhaus kommen. Und wir können es uns ebenso wenig leisten, in die Bildung junger Frauen zu investieren, damit diese dann nur zeitweise oder halb am Arbeitsleben teilhaben. Soziale Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Erfolg sind dann keine Gegensätze, wenn wir alle Menschen im Land optimal auf die Herausforderungen eines zunehmend fordernden Arbeitsmarktes und einer immer weiter ausdifferenzierten Gesellschaft vorzubereiten. Mit einer solchen vorsorgenden, integrativen Politik möglichst wenig soziale Notlagen zuzulassen, das ist mein Kernanliegen. Deshalb stehen wir Sozialdemokraten wie keine andere Partei für den Aufstieg durch Bildung, für gute Arbeit und eine moderne Familienpolitik. Und genau deshalb glaube ich, dass diese Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit heute aktueller denn je ist. Und dass es ein Anliegen ist, das wie kein anderes zu Baden-Württemberg passt.
Liebe Nürtingerinnen und Nürtinger,
Baden-Württemberg ist ein erfolgreiches und starkes Bundesland, weil es das Land der Ideen ist. Unsere Heimat, dieser Wahlkreis, Sie haben es verdient in Stuttgart von einem Abgeordneten vertreten zu werden, der nicht in den alten Klischees denkt. Ich lade Sie ein im kommenden halben Jahr mit mir über die Zukunft unseres Landes zu diskutieren. Lassen Sie sich überzeugen, dass die SPD als Partei der Chancen im März 2016 die richtige Wahl für Baden-Württemberg ist.

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