(we) Mobilität in Nürtingen: ein weites Feld. Die Nürtinger SPD lud zu einem gut besuchten Workshop ein, zu dem die städtischen Fachleute Andreas Teufel und Peter Scharf eingeladen waren. Sie leiteten jeweils eine der Arbeitsgruppen.

Mobilität, so die SPD-Fraktionsvorsitzende Bärbel Kehl-Maurer eingangs, müsse heute anders buchstabiert werden als noch vor einigen Jahren. Sie müsste eingebettet werden in die Aspekte Klimaschutz und Daseinsfürsorge sowie soziale Gerechtigkeit. Sie wies auf einige Haushaltsanträge ihrer Fraktion hin, in denen es einerseits um das 365-Euro-Ticket und die Einführung eines Stadttickets geht, andererseits um ein Mobilitätskonzept für die Gesamtstadt inklusive einer Verlängerung der S-Bahn bis nach Nürtingen und einer Schwerpunktbildung für die Verbesserung des Radverkehrs.

Nach Michael Medla, Gemeinde- und Kreisrat der SPD, muss das Thema Mobilität gesamtgesellschaftlich angegangen werden. Es hänge sehr stark mit Arbeitsplätzen und Wohnortsuche zusammen. Für die SPD sei vor allem die soziale Dimension des Themas wichtig, deshalb müssten „die Menschen bei der Umgestaltung mitgenommen werden“. Eine Anbindung Nürtingens an das S-Bahn-Netz sei heute nicht nur eine Vision, sondern eine „reale Option“, weil über die sogenannte „Wendlinger Kurve“ im Zuge der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm eine engere Taktung der S-Bahn möglich sei. Und eine Einführung eines 365-Euro-Tickets für den VVS würde im Übrigen das gegenwärtige Ticket-Wirrwarr beenden. Da ein leichterer Zugang zum ÖPNV Teil der Daseinsvorsorge sei, müssten auch mehr Steuergelder in das Projekt fließen.

Andreas Teufel, zuständig für den ÖPNV und insbesondere für das VVS-System, erläuterte das Bezugssystem von Bus und Bahn in Bezug auf Nürtingen. Einige Verbesserungen, d.h. Erweiterungen des Angebots, habe es in den letzten Jahren gegeben. Zum Beispiel könne man ins Roßdorf oder nach Neckarhausen bis spät nachts mit dem Bus fahren (anstatt wie früher mit dem Sammeltaxi). Er wies auch darauf hin, dass von Mitte des Jahres an die Regionalbahnen, z.B. nach Plochingen, wegfallen, dass nur noch der Regionalexpress (RE) dort fährt – eine Verschlechterung für Nürtingen. Eine Verlängerung der S-Bahn bis Nürtingen könne diesen Mangel ausgleichen. Verbesserte Anschlüsse, engere Taktung, das 365-Euro-Ticket sowie eine Verbesserung der VVS-App und anderer Software-Angebote waren die wichtigsten Forderungen dieser Arbeitsgruppe.

Eine zentrale Rolle spielte in den Diskussionen der Gruppe von Peter Scharf der Radverkehr. Scharf begrüßte den Haushaltsantrag der SPD, der einen Radverkehrsbeauftragten forderte. Engpässe und damit Gefahrensituationen gäbe es noch viele, das Radwegenetz müsse ausgebaut und der Autoverkehr teilweise zurückgedrängt werden. Das Hauptproblem sei, dass bei der Verkehrsplanung immer noch in alten Hierarchien gedacht werde: Zuerst kommt der Autofahrer, dann die anderen Verkehrsteilnehmer. Dieses Denken müsse sich ändern, alle Verkehrsteilnehmer müssten gleichberechtigt sein.

Das Fazit seiner Gruppe lautete denn auch: Der Anteil des Radverkehrs müsse von 5 auf 30 Prozent gesteigert werden, es müsse Fahrradstraßen geben und man dürfe Verkehrsplanung nicht nur unter marktwirtschaftlichen Aspekten betreiben. Man war sich in der Runde einig: „Dazu gehört Mut.“ Den forderten die Anwesenden von den an der jeweiligen Stelle Verantwortlichen.- Die Nürtinger SPD wird sich dem Thema Mobilität im Laufe des Jahres noch in weiteren Veranstaltungen widmen.

Intensive Gespräche mit den Fachleuten Teufel und Scharf führten zu den oben genannten Forderungen für die zukünftige Mobilität in Nürtingen