BildungsMUT – weil Schule mehr kann – so heißt das Motto der SPD-Landtagsfraktion in Sachen Schulpolitik. Deren bildungspolitischer Sprecher, Dr. Stefan Fulst-Blei, erläuterte in einem Vortrag mit Diskussion, wie die Landtags-SPD die Schulen für die Zukunft fit machen würde.
Der Geschäftsführer des Senner-Verlags, Christian Fritsche, hatte gerne seine Räume im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung für diesen Vortrag zur Verfügung gestellt. Bildung ist für ihn ein zentrales Erziehungsziel, und deshalb unterstützt er auch die jahrelange Aktion „Zeitung in der Schule“, um die Kinder zum Lesen zu animieren und ihnen ein Stück Zeitungskunde mitzugeben. SPD-Ortsvereinsvorsitzende Bärbel Kehl-Maurer schloss sich diesen Überlegungen an; gerade heute im Zeitalter von SMS, Twitter und Co. sei eine solide Bildung wichtig für unser Gemeinwesen.
Stefan Fulst-Blei wollte nicht in erster Linie Kritik an der Schulpolitik der Landesregierung üben, sondern darlegen, was die SPD für Programme und Ziele auf diesem Gebiet hat. Angesichts der guten Finanzlage ist für ihn ein Einstieg in die „gebührenfreie Kita“ längst fällig. Ebenso ein Ausbau der Betreuungsplätze. Eine von der SPD geforderte Enquete-Kommission „Frühkindliche Bildung in der Grundschule“ wurde von der CDU jedoch abgelehnt.
Sorgen macht sich der SPD-Politiker um die Unterrichtsversorgung. An den Gymnasien sei der Unterrichtsausfall um 20% gestiegen, und auch in den Grundschulen ist die Versorgung nicht besser. Er forderte, die Streichung von 1000 Lehrerstellen zurückzunehmen: „Im Gymnasialbereich haben wir über 2000 Arbeitslose.“ Auf diese Ressource müsse man zurückgreifen, sonst suchten sich diese Menschen einen anderen Job.
Auch müssten die Studienkapazitäten erhöht und bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Wichtig sei auch die Schulbauförderung: Es müssten mehr Gelder bereitgestellt werden, um Schulen zu sanieren und dabei auch für die digitale Infrastruktur vorzubereiten. Er fordert einen Fonds „Zukunftswerkstatt Schule“ und ein Modellprojekt „Lernendes Kollegium 4.0“; es sei nicht sinnvoll, einzelne Lehrer auf diesem Gebiet fortzubilden, sondern die ganze Schule müsse an einem Strang ziehen.
Für die SPD ist auch klar, dass an den Schulen, insbesondere an den Gemeinschaftsschulen, nicht ständig herumgedoktert werden solle: „Die Schulen brauchen Ruhe. Sie machen eine gute Arbeit.“ Das heißt natürlich nicht, dass nicht an einigen Stellen Qualität und Ausstettung verbessert werden könnten. So soll zum Beispiel die Eigenständigkeit der Schulen gefördert werden, deshalb müssten auch die Schulleitungen gestärkt, Fortbildungsstrukturen müssten effektiver gestaltet werden. Die Ganztagsschule benötige in vielen Fällen eine stärkere Rhythmisierung.
Das Thema Inklusion müsse, so Fulst-Blei, langsam angegangen werden; er rechne mit einem Zeitraum von 10 Jahren. Damit der Geist der entsprechenden UN-Forderung umgesetzt werden könne, müsse das „Zwei-Pädagogen-Prinzip“ angewendet werden, verbunden mit einer höheren Stellenzuweisung.
In der ausführlichen Diskussion ging es in erster Linie um Art und Weise sowie Sinn und Zweck der Digitalisierung an den Schulen. Am wichtigen, so Stefan Fulst-Blei, sei immer noch der Lehrer. Ministerpräsident Kretschmanns Losung vom „Ende der Kreidezeit“ sei Blödsinn und gehe an den pädagogischen Erfordernissen vorbei. Seine These: „Wenn eine digitale Grundausstattung da ist und funktioniert, dann kann man darauf aufbauen und mit der Fortbildung beginnen.“ Viel läge auch am Schulleiter, wie er die Digitalisierung voranbringen wolle. we