(we) Es ist immer gut, wenn man miteinander spricht. Das dachten sich auch Vertreter der Nürtinger SPD, die sich am Anschluss an eine Klausurtagung mit der Leitung der Diakoniestelle Nürtingen in der Plochinger Straße trafen. Es ist gut, weil so nicht nur die Örtlichkeiten besichtigt, sondern auch Informationen gesammelt und vielfältige Fragen beantwortet werden können.

Die „Diakonie“ in der Plochinger Straße beherbergt nicht nur den Laden, sondern im Obergeschoss neben der Diakonischen Bezirksstelle auch Gesprächs- und Therapieräume sowie das Job-Café. Dort stehen Computer mit Internetverbindung bereit, insbesondere für Menschen, die sich einen Computer zu Hause oder ein Smartphone nicht leisten können. Und Fachpersonal hilft nicht nur bei Computerfragen sondern z.B. auch Bewerbungen so zu schreiben, dass sie beim Adressaten nicht gleich in den Papierkorb wandern.

Wichtig ist Eberhard Hausmann, dem Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, dass diese diakonischen Einrichtungen an dem Standort Plochinger Straße bleiben. Er ist deshalb im Gespräch mit Stadt und Planungsamt, denn auch dieser Bereich wird in die Pläne zur Bebauung „Östliche Bahnstadt“ mit einbezogen. Menschen, die in der Diakonie vorbeikommen, seien eben auch Teil unserer Gesellschaft, und es sei nicht vertretbar, sie eventuell mit der Diakonie an den Rand der Städte zu verbannen. Außerdem trügen sie zur Belebung des Quartiers bei.

Im Diakonieladen gibt es Möbel, Haushaltsdinge oder Kleidung günstig, weil gebraucht zu kaufen. Wichtig sei dabei, betonte Ladenleiter Christof Epple, dass die Qualität ordentlich ist, dass also zum Beispiel ein Sofa keine Fettflecken hat. „Über Geschmäcker urteilen wir nicht.“ Dennoch kann im Laden nicht alles angenommen werden, sondern nur das, was die Kunden (voraussichtlich) auch zu kaufen wünschen. Denn sie bekommen es ja nicht geschenkt. „Indem sie dafür zahlen, behalten sie ihre Selbstachtung und Würde. Sie bezahlen ja die Sachen, und dafür möchten sie auch einen Gegenwert erhalten.“

Es geht im Diakonieladen aber nicht nur um den Verkauf. Der Laden ist auch ein sozialer Treffpunkt, sowohl für die Kunden als auch für die Mitarbeiter. Zwölf Menschen sind hier als sogenannte 1-Euro-Jobber angestellt und können sich so etwas zu Hartz IV dazuverdienen.

Tanja Herbrik, die die „Bereichsleitung Diakonieläden und Projekte“ innehat, hob hervor, dass diese Menschen durch ihre Arbeit im Laden einen strukturierten Tagesablauf erhalten. Oft sind es Langzeitarbeitslose, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nur schwer vermittelbar sind. Allerdings ist ein solches Arbeitsverhältnis (Fachjargon „Arbeitsgelegenheit“, AGH,) auf höchstens 18 Monate befristet.

Auch die Kunden des Ladens sind oft Hartz-IV-Empfänger. Allerdings hat sich ihre Zusammensetzung mittlerweile gewandelt. Waren es früher fast nur arme Menschen, so kommen sie jetzt auch schon aus dem Mittelstand. Dann nämlich zum Beispiel, wenn sie zwar einen Job haben und ein geregeltes Einkommen, aber wegen hoher Mieten nur wenig zum Leben übrigbleibt. Wichtig ist für Kunden und Mitarbeiter die soziale Teilhabe, die sie durch den Diakonieladen erfahren. Und dabei auch schon mal auf Flüchtlinge treffen, denen gegenüber sie oft Vorurteile („Schmarotzer“) haben. Da kann ein ruhiges, klärendes Gespräch helfen und einige Anschauungen zurechtrücken. Es ist eben gut, wenn man miteinander spricht.