Der Nürtinger Lokalpolitiker und abgewählte CDU-Landtagsabgeordnete Thaddäus Kunzmann hatte sich stets als entschiedener Gegner der Gemeinschaftsschule positioniert. Er kritisierte, die Befürworter dieser Schulart würden „ideologisch“ argumentieren – also nicht sachlich. Nun hat aber die Stuttgarter Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann, ebenfalls CDU, in der „Nürtinger Zeitung“ vom 11. April 2016 gefordert: die CDU solle ihre ideologischen Scheuklappen gegenüber der Gemeinschaftsschule ablegen. Man solle die Sache nicht ideologisch betrachten, damit komme man auf kommunaler Ebene nicht weiter. Das ist eine deutliche Ohrfeige für Kunzmann, indem sie den Vorwurf ideologischer Blindheit umdreht: er selber argumentiere ideologisch.
Weiter sagt sie: „Ich kann bei sehr vielen Eltern keine ideologischen Vorbehalte gegen die Gemeinschaftsschule erkennen.“ Die reine Hauptschule, die inzwischen Werkrealschule heißt, sei „nicht mehr vermittelbar“. Der Bedarf für eine Schulart wie die Gemeinschaftsschule sei eben bei den Eltern vorhanden. Auch deswegen, so Eisenmann, weil immer mehr Kinder eine individuelle Förderung bräuchten.
In Nürtingen gibt’s ja noch keine Gemeinschaftsschule; 25 Schülerinnen und Schüler aus Nürtingen werden im nächsten Schuljahr auf die Gemeinschaftsschule in Frickenhausen gehen. Damit sind es bereits über 80 Kinder aus Nürtingen, die keine Nürtinger Schule mehr besuchen, sondern Gemeinschaftsschulen im Umland. Es ist die Frage, wie sich das eine Schulstadt wie Nürtingen auf Dauer leisten kann. Die Nürtinger SPD hatte bereits letztes Jahr im Gemeinderat angeregt, in einem Schulentwicklungsplan sich für eine Gemeinschaftsschule einzusetzen.