Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,
„Shoppen und Schlemmen“ – mit diesem Motto werben die Geschäfte des Nürtinger Einzelhandels für die „Lange Einkaufsnacht“ in der nächsten Woche. Das Ziel dieser Aktion: Möglichst viele Kunden (und nicht nur aus Nürtingen!) sollen in dieser langen Einkaufsnacht in den Nürtinger Geschäften einkaufen. Dabei sollen sie unsere Stadt von ihren schönen Seiten kennenlernen. Damit sie danach – hoffentlich auch bei Tage – den Weg wieder zu uns und den Nürtinger Geschäften finden.

Aber kann man mit solchen Einzelaktionen über das Jahr verteilt die Attraktivität von Nürtingen als Einkaufsstadt steigern? Reicht diese Aktionen aus, um unsere Bürger oder potentielle Kunden aus dem Umland dauerhaft an die Nürtinger Geschäfte zu binden? Wir meinen „nein“.

Die Attraktivität eines Einzelhandelsstandortes wie Nürtingen hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab:
– Zunächst muss die Stadt die städtebaulich-gestalterischen Rahmen-bedingungen für ein positives Einkaufsklima schaffen. Dazu gehören beispielsweise genügend und preiswerte Parkplätze, kurze Wege, eine attraktive Fußgängerzone, Platz zum Flanieren und Schauen, usw.
– Aber auch die Einzelhändler und Gastronomen und Dienstleister müssen dabei ihren Part übernehmen. Dazu gehören eine konsequente Kundenorientierung, also kundenfreundliche Öffnungszeiten, freundliche Verkäufer, kleine Service(-dienst)leistungen, Modernisierung der Gebäude, usw.

Was wissen wir? Das bisherige Einzelhandelskonzept, das dem Gemeinderat in den letzten Jahren als Grundlage seiner Entscheidungen diente, und die das vorliegende Einzelhandelskonzept sowie die Befragungsergebnisse von ISEK bestätigen uns darin, dass die Entwicklung der Innenstadt besser ist als die Ansiedlung von Geschäften „auf der grünen Wiese“. Zu Recht. Wir wissen dadurch auch, die Stärken der Stadt:
– die Versorgung mit Geschäften in Nürtingen ist grundsätzlich gut,
– Einkäufe können auf kurzen Wegen erledigt werden,
– Nürtingen mit seiner historischen Altstadt bietet Besuchern viel. usw.

Allerdings gibt es auch gravierende Schwächen, die die meisten von uns aus eigener Erfahrung kennen. Das sind:
– fehlende Angebote in bestimmten Sortimentsbereichen (Bekleidung, Drogerie, etc.)
– nicht ausreichend vorhandene Gastronomie-Angebote (Restaurants, Cafes)
– wenig kundenfreundliche Öffnungszeiten,
– nicht klar erkennbare Innenstadt-Ein- und Zugänge (Topographie)

Dies sind keine neuen Erkenntnisse, alles wissen wir bereits seit Jahren!!

Von Seiten der SPD sehen wir für die Stadt folgenden dringenden Handlungsbedarf:
1. Nürtingen braucht zusätzliche Verkaufsflächen, um das Angebot an Waren und Dienstleistungen auszubauen und den potentiellen Käufern dauerhaft ein umfassendes Sortiment garantieren zu können.
2. Dies ist nur in der Innenstadt sinnvoll und möglich. Hierfür bieten sich zwei Gebiete an: a. Das Gebiet der östlichen Kirchstraße bzw. Bahnhofstraße b. das derzeitige Gelände des Zentralen Omnibusbahnhofs. Wenn der ZOB verlegt würde, entstünde genügend Platz für neue Geschäfte und damit zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten. Eine Ansiedlung des Einzelhandels mit zentrenrelevanten Sortiment in der Max-Eyth-Straße sehen wir kritisch. Dies würde unserer Meinung nach zwangsläufig zu einer Schwächung des Einzelhandels in der Innenstadt führen. Deshalb lehnt die SPD-Fraktion eine Änderung der Sortimentsliste – wie die Freien Wähler dies beantragen – ab.

Wir sprechen uns dafür aus, dass die Stadtverwaltung dem Gemeinderat zeitnah eine Planung mit entsprechende Vorschlägen vorlegt.

3. In den Teilorten Reudern und Raidwangen muss die Nahversorgung gesichert werden. Das ist unter dem Gesichtspunkt der demografischen Veränderungen der Gesellschaft besonders wichtig. Diese beiden Projekte sollten vor Ort gemeinsam mit den Bürgern und Einzelhändlern organisiert werden.

Wenn die Stadt Nürtingen in die städtbaulichen Rahmenbedingungen investiert, dann muss auch Einzelhandel sich weiter entwickeln! Die Zeit drängt. Wir müssen kurzfristige Maßnahmen ergreifen.

Lassen Sie uns deshalb jetzt alle an einem Strang ziehen. Damit die Nürtinger Bürger und die potentiellen Kunden aus dem Umland künftig nicht nur auf gelegentliche „Lange Einkaufsnächte“ warten müssen. Sondern tagtäglich in Nürtinger Geschäften „Shoppen und Schlemmen“ können.