Im Jahr 2014 feiert der Nürtinger Ortsverein der SPD sein 125jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass zeigte eine Ausstellung im Nürtinger Rathaus die Entwicklung der SPD in Nürtingen von den Anfängen bis heute auf.
Stolz auf die Grundwerte der Sozialdemokratie – Gelungener Festakt in der Glashalle
(we) 125 Jahre Nürtinger SPD – Anlass genug, im Rahmen einer Ausstellung im Rathaus dieses Jubiläum zu begehen. Beim Festakt in der voll besetzten Glashalle hielt der baden-württembergische Wirtschafts- und Finanzminister und SPD-Chef Dr. Nils Schmid die Festrede.
Schmid war selber zehn Jahre lang SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Nürtingen: „Ich bin deshalb stolz, dass ich heute bei euch sein kann“, rief er aus. Und stolz ist er auch auf die Grundwerte der SPD, auf Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, die das Leitmotiv der sozialdemokratischen Erzählung seien. „Sie ließen“, so Schmid, „vor 125 Jahren einfache Arbeiter in Nürtingen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen.“ Und es sei die Aufgabe jeder Generation, „eigene Antworten“ auf die jeweiligen Herausforderungen zu geben. Und das heißt für Schmid: „Unsere Grundwerte in unserer ganz konkreten Zeit in ganz konkrete Politik umzusetzen.“ Und dann definiert er, wann man sozialdemokratische Politik mache: „Wenn man jenen, die gefallen sind, hilft aufzustehen. Wenn man jenen, die sich hocharbeiten wollen, beim Aufsteig hilft. Wenn man jenen, die es schwer haben, die Steine aus dem Weg räumt.“ Als Beispiele für die grün-rote Landesregierung nannte er die Abschaffung der Studiengebühren, den Ausbau der Kinderbetreuung und die Gemeinschaftsschule. Denn welche Chancen ein Kind habe, dürfe „nicht von der Herkunft und auch nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.“
Schmid ließ auch das Thema Steuergerechtigkeit und die Bestrafung von Steuersündern nicht aus, legte ein klares Bekenntnis zu Europa ab und forderte, die Vereinbarkeit und Beruf und Familie stärker zu ermöglichen. Bildung, Wahlrecht, Sozialstaat sich zu erkämpfen, gegen Diktaturen anzukämpfen und sich für die Demokratie einzusetzen, das waren die Aufgaben auch des Nürtinger SPD-Ortsvereins in den vergangenen 125 Jahren. Und er beschwor die solidarische Gesellschaft, die „nur durch Freiheit und Gerechtigkeit“ dauerhaft bestehen könne. Gerade dies mache die Sozialdemokratie aus.
Zuvor hatte die Ortsvereinsvorsitzende Bärbel Kehl-Maurer die zahlreich erschienen Gäste aus Politik und Gesellschaft begrüßt. Sie zeigte sich stolz darauf, einen Ortsverein zu führen, der auf eine 125jährige Geschichte zurückblicken kann.
Oberbürgermeister Otmar Heirich gratulierte den SPD-Ortsverein persönlich, aber auch im Namen der Stadt und des Gemeinderates. Er betonte, dass die Sozialdemokratie nie aus politischen Gründen ihren Namen wechseln musste. „Die SPD war die verlässlichste Stütze der ersten deutschen Demokratie“. Er wies auf die Opfer hin, die auch Nürtinger Soziualdemokraten unter der Nazi-Herrschaft für ihre Überzeugung bringen mussten. Der demokratische Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, Godesberger Programm und Ostpolitik: die Idee vom Sozialen und Demokratischen habe „unser Land besser vorangebracht als alle anderen Ideen“.
Aber gerade die sozialdemokratische Idee gelte auch in der kommenden Zeit. Die SPD werde auch in Zukunft gebraucht, weil sie eine Gesellschaft wolle, „in der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität das Leben durchdringen“. Dies gelte in Bezug auf Europa und die Welt, aber auch auf Nürtingen. Es gelte, das Leben in Nürtingen “besser und lebenswerter zu machen“ und „ökonomischen Fortschritt mit ökologischer Verantwortung“ zu verbinden.
Ausstellungsmacher Hans-Wolfgang Wetzel erläuterte anschließend die Prinzipien seiner Konzeption. In einigen Schlaglichtern – auf insgesamt 28 Tafeln – werde die Geschichte des Ortsvereins exemplarisch aufgearbeitet. Gebe die Zeit bis 1945 die Gliederung praktisch vor, würden danach Querschnittthemen vorherrschen. Die groß gedruckten Einführungstexte gäben einen ersten Überblick, weitere Materialien vertieften die Themen oder zeigten Beispiele auf. Es zeige sich, dass die Nürtinger SPD mit vielen gesellschaftlichen Gruppen verbunden sei und dass viele Themen schon formuliert und Forderungen gestellt wurden, die sich erst in den letzten Jahren in der Gesellschaft durchgesetzt hätten.
Zu einem Zwischenfall kam es, als nach der Rede von Nils Schmid ein offensichtlich mit der kommunistischen Partei sympathisierenden Mann das Wort ergreifen wollte und beim Hinausgehen die Jubiläums-Torte beschädigte, die Erika Maag-Brammer gerade zum Rednerpult tragen wollte.
Die Gitarrengruppe „die 2wei“ gab dem Festakt einen passenden schwungvollen Anstrich; die von ihnen gespielten und gesungenen Oldies von den Beatles bis zu den Comedian Harmonists weckten Erinnerungen an das letzte Jahrhundert. Bei einem kleinen Imbiss gab es noch viele gute und anregende Gespräche.